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Bericht über die IASA-Jahrestagung 2021

11. und 12. November 2021 als Online-Veranstaltung

Programm

Folgt, bitte etwas Geduld: Die vollständige Videoaufzeichnung ist für IASA-Mitglieder im Internen Bereich verfügbar.

In Jahr 2021 fand am 11. und 12. November die IASA-Jahrestagung der Ländergruppe Deutschland/Schweiz e. V. in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalphonothek in Lugano statt. Das zweitägige Treffen wurde aufgrund der leider andauernden Corona-Pandemie virtuell durchgeführt. Es nahmen 18 Vortragende und 75 angemeldete Personen teil. Der virtuelle Konferenzraum ermöglichte über beide Tage hinweg eine praktisch störungsfreie Konferenz. Leider war es nicht durchgängig möglich, Kamerabilder oder die Namen aller Zugeschalteten zu sehen, wodurch die an sich sehr angenehme Atmosphäre der Tagung vielleicht noch etwas persönlicher ausgefallen wäre. Da sich im Laufe der Pandemie eine gewisse Routine im Abhalten reiner Online-Treffen eingestellt hat, konnten jedoch auch die Pausen problemlos in virtueller Umgebung für den Austausch in Kleingruppen genutzt werden und so bot sich zumindest hier die Möglichkeit des persönlicheren Kontakts.

Die Verfasserin des Tagungsberichts bedankt sich für die (wieder) großartige Organisation und das Engagement aller Beteiligten. Das Planungskomitee stellte dieses Jahr ein vielfältiges Programm für die Tagung zusammen. Neue Themen wie die Erhaltung von medienbasierten Inhalten während der Pandemie, die Bewahrungsmöglichkeiten von Podcasts, Vielfalt und Auslesungsmöglichkeiten der Musik in Videospielen sowie die Ergebnisse der intensiven Forschung über Piratenradios in den 70er Jahren in der Schweiz boten eine spannende Erweiterung zu klassischeren Themen, die natürlich auch dieses Jahr besprochen wurden.

Ulrich Duve, Vorsitzender der IASA-Ländergruppe Deutschland/Schweiz e. V., eröffnete mit seiner Begrüßung die Tagung. Ihm folgten drei Beiträge der diesjährigen Gastgebenden Institution, der Schweizerischen Nationalphonothek in Lugano, vertreten durch Günther Giovannoni, seit drei Jahren ihr Leiter.

Günther Giovannoni begrüßte das Publikum zumindest virtuell in Lugano und blickte auf die Geschichte der Schweizer Fonoteca, deren Anfänge in die 1970er Jahre zurückreichen. Gegründet wurde sie als Stiftung im Jahre 1987. Nach 30 Jahren Existenz wurde die Stiftung schließlich 2016 in die Schweizerische Nationalbibliothek integriert. Heute umfasst die Sammlung mehr als 400.000 Tonträger und hat einen jährlichen Zuwachs von zirka 20.000 Medien. Der Sammmlungsauftrag sieht Dokumentation, Erhalt, Archivierung und Validierung, sowie Mehrsprachigkeit und Zugänglichkeit vor. Das Angebot umfasst ein nachhaltiges digitales Archivierungssystem und Dienstleistungen für Nutzer:innen, die das Anhören von Tondokumenten aus der Distanz ermöglichen sowie ein Netzwerk von 50 audiovisuellen Arbeitsplätzen in der ganzen Schweiz.

Nadia Lai, Spezialistin und Verantwortliche für die Datenbank, präsentierte Grundsätze der Erschließung innerhalb des Bibliotheksverwaltungssystems der Schweizerischen Nationalphonothek (FN-Base). Es handelt sich um eine Komplettlösung, die speziell auf die Bedürfnisse der Phonothek angepasst wurde. Die Referentin erläuterte das konzeptionelle Modell der Fonoteca und die Funktionalitäten für die Mehrsprachigkeit des Systems, die es ermöglichen, Italienisch als Amtssprache, aber auch andere Sprachen wie Französisch, Deutsch, Romanisch und Englisch als normalisierte Metadaten bei der Katalogisierung zu berücksichtigen.

Ein Teil der Forschung und Entwicklung in der Schweizerischen Nationalphonothek ist in der Hand von Stefano Cavaglieri, bekannt für seine Verdienste auf dem Gebiet der Technologie zur Erhaltung von Tonaufnahmen sowie Initiator und Leiter des Projektes Visual-Audio. In seinen Beitrag „Als ich mir eine Schallplatte ansah, sah ich den Ton!“ erläuterte er das Konzept des Projektes, in dem Schallplatten mithilfe einer hochaufgelösten Fotografie und eines Radialscanners fotografiert und digitalisiert werden. Durch die Anwendung verschiedener Algorithmen wird das digitale Bild bearbeitet, um den Ton zu extrahieren. Der Vortrag erstreckte sich auf technische Spezifikationen, Vorteile des Verfahrens sowie deren Einschränkungen und Verbesserungsmöglichkeiten.

Mit der Anmoderation eröffnete Katrin Abromeit den Block „Aus den Archiven“. Stefan Kaltseis von der Österreichischen Mediathek Wien präsentierte „A message to my friends of today and of the future ...“, ein Digitalisierungsprojekt der privaten Schallplattensammlung Arnold Schönbergs, in der sich 500 Schellackplatten aus der Zeit zwischen Ende der 1920er Jahre und 1950 befinden. Diese Plattensammlung kam nach der Gründung des Arnold Schönberg Center von Los Angeles nach Wien. Im Frühling 2019 übernahm die Österreichische Mediathek für einen begrenzten Zeitraum die gesamte Sammlung zum Zweck der Digitalisierung und der digitalen Tonrestaurierung sowie Signalverbesserung – in Koordination von Stefan Kaltseis. Der gesamte Prozess des Projektes fand in der Audiodigitalisierungsinfrastruktur der Mediathek statt: Von der Inventur und Katalogisierung der Sammlung über vorbereitende Maßnahmen bis hin zur eigentlichen Digitalisierungsarbeit. Zu Präsentationszwecken wurde eine Webausstellung konzipiert. Diese kann unter www.mediathek.at/schoenberg/ besucht werden.

Ein weiteres Digitalisierungsprojekt stellte Thomas Bähr, Leiter des Bereichs Bestandserhaltung und Langzeitarchivierung aus der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB), in seinem Referat vor. Thomas Bähr berichtete über die Filmsammlung des ehemaligen Instituts für den Wissenschaftlichen Film (IWF). Die Sammlung besteht aus 11.500 Filmtiteln und 33.000 Filmkopien und ist die weltweit größte Sammlung wissenschaftlicher Filme. Ein relevanter Teil der Sammlung ist die Encyclopaedia Cinematographica, die im Jahr 1952 von Gotthard Wolf gegründet wurde. Aus der Sammlung kristallisierten sich das Projekt Digitalisierung Ethnologischer Filmbestand (2017-2019) und unterschiedliche interne Digitalisierungsprojekte heraus, die derzeit durchgeführt werden. Thomas Bähr informierte darüber hinaus über die Erfassung von Metadaten zur Verknüpfung von analogem und digitalem Objekt sowie über Erfahrungen in der Benutzung von Hard- und Software in der halbautomatisierten Qualitätskontrolle in der Digitalisierung. Mehr dazu unter: www.tib.eu

Dr. Phil Johannes Müske, Mitarbeiter am Zentrum für populäre Kultur und Musik der Universität Freiburg, skizzierte den aktuellen Stand eines Digitalisierungsprojektes über das Folkfestival auf der Lenzburg. Die zu digitalisierenden Aufnahmen entstanden zwischen 1972 und 1980. In den Jahren 1982 - 84 erfolgte die Übereignung und Erschließung. Das Archiv besteht aus 154 Tonträgern und weiterem Begleitmaterial wie Fotos. Im Jahr 2018 fand die Digitalisierung und Zugänglichmachung des Tonbandbestands in der Schweizerischen Nationalbibliothek statt. Seitdem ist die Sammlung unter optimalen Bedingungen als Depositum in der Nationalphonothek aufbewahrt. Im Jahr 2021 gab es ein Pilotprojekt für die Lizenzvereinbarung mit SUISA, Swissperform und es wurde eine „Kollektivlizenz“ eingerichtet. Dieses Jahr folgten die Vorbereitungen für den Datentransfer und die Datenmigration in die Universität Basel und Memobase. Dieses Projekt (noch work in progress) zeigte die Etappen eines Digitalisierungsprojektes in einem komplexen Akteur:innennetzwerk, in dem vorrausschauende, koordinierende Maßnahmen ebenso wichtig wie agile Entscheidungskompetenzen sind.

Die nächsten anderthalb Stunden waren dem mit Neugier erwarteten Thema der Schweizer Piratenradios gewidmet. Stefan Länzlinger präsentierte seinen Blogbeitrag „Piratenradios in der Schweiz – eine akustische Spurensuche zu Produktion, Sendung und Überlieferung von Radiosendungen. Zur Neuordnung des Schweizer Rundfunkwesens in den 1970er und 1980er Jahren“.
Rudolf Müller ist Projektverantwortlicher Ton/Radio bei Memoriav (Verein zur Erhaltung des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz) und kennt die Entwicklung des Schweizer Rundfunkwesens aus gesetzgeberischer und technischer Sicht wie kaum jemand. Adrian Scherrer hat sich wissenschaftlich mit der Schweizer Piratenszene befasst und eine der wenigen umfassenden Publikationen zum Thema verfasst. Fernanda Pedrina war eine der Gründerinnen des feministischen Piratensenders «Wellehäxe» («Wellenhexen») und erläutert mit wertvollen Insiderinformationen die Produktion von Piratensendungen. Durch das Gespräch führte Stefan Länzlinger. Er leitet die Abteilung Archiv des Schweizerischen Sozialarchivs und konnte in den letzten Jahren mehrere Piratenradiobestände ins Archiv integrieren, die ausschnittweise zu hören (und dank Untertitelung auch für alle zu verstehen) waren. Piratenradios sind zwar vielen vom Hörensagen bekannt: Ab den 1970er Jahren begannen Tüftler:innen und technisch Versierte, den offiziellen Rundfunkveranstaltern in ihre Frequenzen zu funken. Kaum eine Sendung hat allerdings die turbulenten Zeiten überstanden, fast sämtliches Material ist unwiederbringlich verloren. Aufgrund von (Audio-)Quellen aus der Schweiz, die in den letzten Jahren vermehrt aufgetaucht sind, wurde verschiedenen Fragen nachgegangen: Wieso entstand ein Bedürfnis, mit Radiosendern Gegenöffentlichkeit aufzubauen? Wer waren diese Frauen und Männer, die mit illegalen Sendeaktivitäten ein erhebliches juristisches Risiko auf sich nahmen?
Welche Rolle spielte der feministische, politische und jugendbewegte Zeitgeist? Wie stand und positionierte sich der Gesetzgeber dazu und wie befruchteten die Piraten den legislativen Wandel? Und nicht zuletzt: Wie steht es heute um die Überlieferung von Audio-Dokumenten und Schriftgut?

Sarah Seibicke moderierte den Block „Sicherung von Podcast- und Social-Media-Inhalten“. In „Podcast Preservation – Ein neues Kapitel der Digital Preservation“, berichtete Mara Spieß von ihrer Bachelorarbeit in der Hochschule der Medien Stuttgart. Damit wurde ein besseres Verständnis für das Medium, das im Vergleich mit anderen Audioformaten immer noch relativ jung ist, geschaffen. Sie erklärte in erste Linie den Ursprung und die entscheidenden Merkmale von Podcasts und die Vorreiterprojekte in der Sicherung und Bewahrung, die vor allem in den USA stattfinden (Podcast Core Sample Collection, PodcastRE, Podcast Index, Preserve this Podcast).

Einem geradezu tagesaktuellen Thema widmete sich auch der Beitrag von Gabriele Fröschl und Christina Linsboth von der Österreichischen Mediathek in Wien. In ihrem Beitrag „Wie bewahrt man Soziale Medien? Erfahrungen und Strategien am Beispiel einer Corona-Sammlung“ berichteten die beiden Referentinnen über die Archivierung von AV-Inhalten aus sozialen Medien als relevante historische Quellen. Sie erläuterten die Praktiken zur repräsentativen Überlieferung von Online-Inhalten mit dem Ziel, bedeutende gesellschaftliche Prozesse innerhalb der sozialen Medien abzubilden. Darüber hinaus berichteten Sie, wie solche neuen Sammlungsgebiete und Sammlungstätigkeiten mit Blick auf bestehende Bestände und Verzeichnungen erschlossen und mithilfe von Metadaten dokumentiert werden können. Nicht zuletzt wiesen die Referentinnen auf zusätzlichen Kompetenzen hin, die derartige neue Sammlungstätigkeiten erfordern.

Der zweite Tag der Jahrestagung begann mit der Mitgliederversammlung der Ländergruppe. Ulrich Duve erinnerte an Ulf Scharlau, Initiator und Gründer der Ländergruppe, der im März dieses Jahres verstarb. Anlässlich dieses traurigen Verlusts des verdienten Mitglieds wurde eine Schweigeminute abgehalten. Sarah Seibicke berichtete über ihre Sekretariatsaufgaben und bedankte sich zunächst für all die Recherchen der Vorstandskollegen zu möglichen Plattformen zur Durchführung der Online-Tagung. Letztlich fiel die Wahl auf Zoom, da dies die stabilste Verbindung gewährleistete. Das Schatzmeisteramt der Ländergruppe ist derzeit nicht besetzt, um Rückmeldung möglicher Kandidat:innen wird gebeten. Frau Seibicke berichtete weiterhin von der geplanten Einführung einer Software zur Vereinsverwaltung, mit der sich die Aufgaben des Schatzmeisters sowie weitere Verwaltungsaufgaben erheblich vereinfachen werden. Außerdem wurde die Einladung von Johannes Müske gern angenommen, die nächste IASA-Tagung der Ländergruppe im kommenden Jahr im Zentrum für Populäre Musik und Kultur in Freiburg abzuhalten, wenn es die Pandemielage zulässt.

Es folgte ein Block über den rechtssicheren Online-Zugang zu AV-Inhalten, dessen Moderation Jochen Rupp übernahm. Zunächst trug Jochen Rupp den Beitrag „Geschützte Musik an geschützten Standorten“ in Vertretung des Kollegen Ruprecht Langer, Leiter des Deutschen Musikarchivs (DMA) der Deutsche Nationalbibliothek, vor, der aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Tagung teilnehmen konnte. In Form eines Gedankenexperiments eröffnete der Vortrag Möglichkeiten der Zugangserweiterung zum Audiobestand des DMA. Als Vorbild diente dabei das Vorgehen der Schweizerischen Nationalphonothek, durch die mehr als 50 AV-Medienplätze in Institutionen im ganzen Land eingerichtet wurden, an denen Interessierte und Forschende auf das Tonmaterial der Phonothek zugreifen können. Rechtlich wurde dies unter anderem durch Verträge mit der Schweizer Verwertungsgesellschaft SUISA und anderen Einrichtungen ermöglicht.

Der nächste Beitrag „Retro Spezial DDR: DDR-Fernsehen in der ARD Mediathek“ wurde von Rabea Limbach vom Deutschen Rundfunkarchiv in Potsdam gehalten. Rabea Limbach ist Koordinatorin für das Projekt Retro Spezial DDR. Sie berichtete von der Entwicklung des Projekts, in dessen Verlauf bereits über 15.000 Videos online gestellt werden konnten, und die damit verbundenen fachlichen und organisatorischen Herausforderungen, die auf dem Weg zu diesem Online-Archivangebot zu bewerkstelligen waren. Zudem gab die Referentin einen Überblick über die rechtliche Gemengelage in Deutschland und verwies auf Handlungspielräume, deren Umsetzung mithilfe einer AG innerhalb der Institution trotz der komplexen Rechtssituation erarbeitet wurde.

Anschließend fand eine Diskussionsrunde mit Günther Giovannoni (FN), Herbert Hayduck (ORF), Rabea Limbach (DRA) und Pio Pellizzari (IASA) statt. Humorvoll geleitet von Jochen Rupp widmete man sich der Thematik, ob und wie es Archiven möglich ist, die digital vorhandenen Bestände zugänglicher zu halten und sich offensiver im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Die außerordentlichen Hürden durch das Rundfunkrecht stellen für die Diskutierenden in ihren jeweiligen Ländern das bedeutendste Hindernis für den zeitlich unbefristeten Zugang zu aktuellen Produktionen dar. Historische Inhalte wiederum stellen die Archive eher aufgrund der gesetzlichen lizenzrechtlichen Anforderungen und dem Persönlichkeitsschutz vor zeitlich und finanziell kaum bewältigbare Aufgaben. Hierzu gab es die Position, in der Archivpraxis die rechtliche Lage großzügig auszulegen beziehungsweise auch auf Unterstützung vonseiten der Nutzer:innen und der Politik zu verweisen.

Claus Peter Gallenmiller moderierte den nächsten Themenblock „Audiowelten“, der mit dem ersten Beitrag „Musik aus Videospielen archivieren und präsentieren“ von René Meyer vom Haus der Computerspiele in Leipzig eingeleitet wurde. René Mayer entwickelte bereits als Schüler Computerspiele und heute schreibt er als Journalist über die inzwischen mehr als drei Jahrzehnte währende Geschichte dieses Medium. Er zeigte während seines Beitrages eine große Zahl von Computerspielen und Geräten. Von Musik auf älteren Konsolen der 80er und 90er Jahre, Heimcomputersystemen wie Commodore 64 (SID), PC-Spielen, Rhythmus-Spielen und zugehöriger Hardware wie Donkey Konga, Tanzmatten, Spielemusik-Radios, Spielemusik-Archiven wie der High Voltage Collection und dem Videogame Music Archive berichtete René Meyer mit großem Wissen und eröffnete damit dem Publikum eine Bandbreite an audiovisuellen Inhalten in einem bisher kaum berücksichtigten Medium.

Ulrich Duve öffnete schließlich die letzte Reihe von Beiträgen im „Offenen Forum“. Claus Peter Gallenmiller, Vorstandsmitglied und Mitglied der Gesellschaft für Historische Tonträger (GHT), stellte in seinem Vortrag „Safeguarding European Historical Recordings – SEHR Projekt“ ein Projektvorhaben vor, das zur Förderung im EU-Programm „Creative Europe 2021 – 2027“ eingereicht wurde und sich derzeit noch in der Evaluation befindet. Das Projekt umfasst die Entwicklung einer kuratierten web-basierten Datenbank für das europäische historische Erbe aus Walzen und Schallplatten, die vor 1950 entstanden sind. Das Projekt sieht die Einrichtung einer Website als Digitale Informationsplattform und zur Erfassung einer ambitionierten Zahl von mindestens 500.000 Aufnahmen vor. Alle Daten sollen validiert und normalisiert werden, bevor sie in die Datenbank aufgenommen werden. Zusätzlich ist der Aufbau eines Expertennetzwerks für die inhaltliche Gestaltung der Datenbank geplant.

Sarah Fallert stellte in ihrem Referat „Videostreaming in Kultureinrichtungen – Herausforderungen und Chancen“ die AVA Library vor. AVA ist ein Streaming-Anbieter, der speziell für Bibliotheken entwickelt wurde und eine große Auswahl an europäischen und internationalen Arthouse-Filmen bietet. Sarah Fallert erläuterte Geschäftsmodell, technische Grundlagen und Möglichkeiten der Plattform sowie Herausforderungen an denen die AVA Library derzeit arbeitet.

Im abschließenden Beitrag präsentierte Julia Kästle das Thema ihrer Masterarbeit „Wasserschaden im Filmarchiv – Evaluation ausgewählter Methoden um die Erhaltung von nassem Filmmaterial bis zur Bearbeitung sicherzustellen“, die sie an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart schreibt. In ihrer Präsentation stellte sie den grundlegenden Aufbau von Filmträgern, unterschiedliche Schadensbilder in Notfällen in Verbindung mit Wasser und die Schwierigkeiten bei der Recherche nach praktischen Ansätzen und Erfahrungen vor. Zudem berichtete die Referentin von eigenen Tests mit unterschiedlichen Lösungsmitteln zur Nass-Zwischenlagerung von Filmmaterial bis zur Trocknung und leitete einige allgemeine Handlungsempfehlungen ab.

Die Verabschiedung der Teilnehmenden übernahm Ulrich Duve, der sich für die Beteiligung aller Anwesenden bedankte und auf eine nette Schlussrunde auf Wonder.me einlud. Zum Abschluss äußerte Herr Duve den von allen bekräftigten Wunsch, die Tagung möge trotz der gelungenen Veranstaltung in 2021 im nächsten Jahr in Freiburg – in Abhängigkeit von der pandemischen Lage - hoffentlich wieder in Präsenz oder zumindest in hybrider Form (virtuell / in Präsenz) stattfinden.

Carmen Rodríguez Godino